Leben ist ansteckend

Es wäre ein Fehler zu behaupten, ich sei verrückt geworden.
Ich war nicht immer so. Ich bin immer noch normal.
Auch wenn mein Verstand in den letzten Tagen Federn lassen musste, mein Verstand, so wie ich ihn kannte. Vielleicht hat er aber auch Flügel bekommen, endlich, oder einen neuen Anstrich. Was auch immer.
Er ist nicht mehr das, was er einmal war.
Aber was heißt das schon.
Meine Worte mögen verrückt klingen, und das ist gut so.
Letztendlich haben wir alle keine Ahnung von dem, was verrückt ist oder normal.
Wir diskutieren über Realitäten, Regeln, Grundsätze, über das was ist, wie es ist oder wie es war.
Wir maßen uns an, vorauszusehen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit oder absoluter Sicherheit morgen kommen wird, oder auch nicht.
Dabei haben wir keine Ahnung. Und nicht nur das.
Wir haben nicht nur keine Ahnung, wir erkennen noch nicht einmal ein Fünkchen von dem, was wirklich um uns herum geschieht.
Wie können wir uns anmaßen, die „Krone der Schöpfung“ zu sein?
Wir Menschen, die wir blind und taub durch unser Leben rennen, im Glauben Bescheid zu wissen.
Was für eine Arroganz.
Wir wissen nichts.
Wir sehen nur Vordergründiges.
Wir hören nur Oberflächliches.
Wir fühlen nur unser kleines Ich.
Wir meinen alles im Griff haben zu müssen. Die Kontrolle, vielleicht sogar die Macht besitzen zu wollen, über die Schöpfung, über das Leben.
Dabei befinden wir uns in einem luftleeren Raum. Das wirkliche Leben fliegt neben uns her und lacht uns aus.

Gemeinsam und doch jeder für sich, hängen wir in einer Schleife fest.
Bis sie sich auflöst.
Dies geschieht nicht immer, aber oft in Situationen, in denen du wieder und wieder gegen eine Wand läufst, in einer Sackgasse stecken bleibst, oder in Grenzbereiche geworfen wirst und dich in ihnen verirrst.
Immer dann besteht die Chance, dass sich die Schleife, in der du hängst, auflöst.
Weil die Zeit gekommen ist.
Weil dein Leben genau auf diesen Zeitpunkt hingearbeitet hat.
Obwohl du dachtest, dass das Leben dir nichts mehr zu bieten hat. Obwohl du müde bist und dein Kopf sich leer anfühlt.
Genau das sind die Zeitfenster, die das Leben liebt und nutzt, und in denen die Magie zu fließen beginnt.
In solch einem Zeitfenster wirst du geführt, und du hast keine Ahnung wie dir geschieht.
So erging es mir, als ich Rosalie traf.